"Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll." sagte sie und leitete rhetorisch ungekonnt einen Erklärungspost ein. xD (...)
Sicherlich ist mir bewusst, dass ich niemandem eine Entschuldigung, Erklärung oder Rechtfertigung schulde. Dennoch ist es mir ein innerliches Bedürfnis mich etwas schriftlich damit zu befassen.
Wie ginge das besser als es über "mein Baby" (bitte diesen Begriff und die Wertigkeit, die dahintersteht, vormerken!) zu tun, welches mein Ventil jeglicher Gefühle sein sollte und irgendwie auch schon immer war.
Natürlich war es hier nie der Ort, der großartig intime Geständnisse zuließ. Denn normalerweise und auch nach wie vor bin ich der Meinung, dass zuviel Privatsphäre nichts in der Öffentlichkeit zu suchen hat. Aber in dieser Zeit, in der ich mich befinde, empfinde ich es als wichtig. Ich sehe es etwas als Verarbeitung an, denn momentan durchlebe ich die schlimmste Zeit meines ganzen Lebens. (Ich will niemandes Mitleid. Eigentlich, wenn es nach mir ginge, braucht das hier nicht mal jemand lesen. Aber es ist mein Blog. Es ist eine Sache, die mich und mein Leben beschäftigt, also gehört es hier hin.)
Es fällt mir generell sehr schwer darüber zu reden, was passiert ist, aber ich weiß, dass ich es tun muss. Ansonsten würde ich wohl innerlich zerbrechen. Zerbrechen an der Verdrängung, in der ich extrem gut geübt bin. Ich schätze mich als emotional nicht besonders stark ein. Meine Freunde sagen anderes. Ehrlich gesagt, bin ich erstaunt darüber, wie ich alles wegstecke und wie gefasst ich teilweise mit gewissen Dingen umgehe, die manche bereits an den Rand der Verzweiflung getrieben hätten. So kenne ich mich selber gar nicht... (ich habe sowieso soviele Seiten an mir in den letzten Wochen entdeckt, die ich bisher die ganzen sechsundzwanzig Jahre an mir nie erahnte)
Genug um den heißen Brei geredet. Ich versuche zu beginnen...
Drei Tage nach dem Berlin-Event haben R. und ich miteinander Schluss gemacht. Wir kamen miteinander nicht mehr zurecht, wir teilten diverse Vorstellungen und Erwartungen an das Leben nicht mehr, die Gefühle waren zwar noch da, aber wenn der Verstand "nein" sagt, reicht nicht einmal mehr das.
Seit Juli ungefähr suche ich nach einer Wohnung für mich allein, die Kündigung war geschrieben. (Teilweise weil ich hoffte, bei getrennten Wohnungen würde sich vielleicht wieder etwas einrenken, aber insgeheim wusste oder ahnte ich, dass es vernünftiger wäre, jetzt schon diesen Weg zu gehen.)
Die Wohnungssuche zerrte permanent an meinen Nerven, teilweise war es so zermürbend, dass ich fast dachte, gar nichts Adäquates zu finden oder eben mein geliebtes Fotostudio aufgeben zu müssen. Zudem gab es diese Berg- und Talfahrt mit R., die mich innerlich zermürbte, so extrem, dass man mich teilweise schon depressiv nennen konnte. Die Situation machte mich kaputt. Einerseits wollte ich nicht mehr, aber dann buhlte er wieder um meine Gunst - sobald er sie hatte, stieß er mich wieder ab... und das ging fast täglich so. Ich wusste, dass es keine Liebe von ihm sein konnte. Dieses Gefühl habe ich bereits seit einigen Monaten gehabt.
Kurz vorm Ablauf der Kündigungsfrist fand ich endlich eine Wohnung. Endlich! Und dann noch eine, in die ich mich absolut verliebte, die in meinem gewünschten Kiez ist und auch groß genug ist, sowie bezahlbar :) Ich unterschrieb den Mietvertrag. Leider kann ich nun erst am 1.11. dort einziehen, weil noch jemand darin wohnt, aber die Wohnung ist so schön, dass es mir dieses Opfer wert ist. (Derzeit wohne ich bei meinen Eltern und meine Möbel usw. sind zwischengelagert in der Garage)
Ein Tag später stehe ich bei R. vor der Haustür (die übrigens nur sieben Hauseingänge weiter von meiner sein wird -.-) und klingle - nach einigen Malen machte er die Tür auf und ein anderes Mädel steht hinter ihm. Die Situation bedurfte NULL Fragen. Mir war alles klar... (auf mehr kann und will ich nicht eingehen...)
Ich erfuhr, dass er mich seit Dezember nicht mehr liebte und seitdem die andere schon hatte. Seit März zirka waren die beiden fest zusammen. Sie wusste weder von mir, noch ich von ihr. Er hat sich wahnwitzige Lügen ausgedacht, weswegen er ständig wegmüsse. Ist sogar zweimal mit ihr in den Urlaub gefahren. Er hat sich ein extremes Lügengerüst aufgebaut, davon könnte nicht mal ein Buch handeln. Es wäre zu absurd, als dass es jemand lesen würde. Ich weiß gar nicht, wie ich es hier formulieren soll, damit rüberkommt, wie extrem heftig dieses buchstäbliche Doppelleben von ihm war. Aber mittlerweile kommt mir diese Geschichte nur noch surreal weit weg vor. Ich spürte förmlich in diesen Momenten als ich es erfuhr, wie das Adrenalin pur und rigoros in meine Adern gepumpt wurde, deswegen habe ich kaum noch Erinnerungen an viele Dinge und auch, was mir damals durch den Kopf schoss.
Das ist jetzt ca. drei Wochen her und genauso lange war auch mein Blog offline.
Sicherlich denken sich einige, schlimmer geht's nicht mehr. Das dachte ich auch. Als ich am Boden lag, trat er immer wieder nach. Selbst nach der Aktion, bei der ich förmlich dachte, dass sie mich umbringt, kam das Nächste - was alles noch toppte.
Er wollte mich erpressen, mit meinem Blog! Er änderte überall mein Passwort (weiß der Geier, woher er das hatte), exportierte den Blog und löschte ihn. (deswegen auch dieses formlose Template an der Stelle meines normalen Blogs)
Er wusste genau, wie er mich treffen konnte, wo eigentlich meine empfindlichste Stelle sitzt und in seinem verzweifelten Wahn war ihm dieses dreckige Mittel recht. Er unterstellte mir, dass ich ihm alles kaputtgemacht habe (mit der anderen) und wollte somit erwirken, dass ich ihm das wieder zurechtbiege.
Das war das Schlimmste überhaupt für mich, denn es war mit das Einzige, was mich noch etwas am Leben erhielt. Es ist einfach mein Baby, ein Etwas was ich mir in 1 1/2 Jahren mühsam aufgebaut habe, worauf ich stolz bin und was ich auch nicht so schnell aufgeben kann und möchte.
Allein der Gedanke daran, dass ich ihn nie wieder bekommen würde, ließ mich reihenweise im Strahl kotzen. Ich konnte mich einzig und allein mit einem von meinem Gehirn vorgegaukelten Satz beruhigen, bzw. musste ich das, ansonsten wäre ich absolut durchgedreht. (Soviel auf einmal kann einfach kein Mensch allein ertragen.) Ich musste mir immer wieder selber gut zureden, dass alles wieder gut werden würde und das auch nicht der Untergang der Welt wäre. Stimmt natürlich auch so, aber es tut schon mächtig weh. Schließlich hat mein Blog einen unwiederbringlichen ideellen Wert, der absolut einzigartig ist. Es hätte eine tiefe Wunde in meinem Herzen hinterlassen.
Ich wollte drei Wochen von diesem Thema absolut nichts wissen. Ich ging dem aus dem Weg, war wieder Meisterin des Verdrängens. Nur leider war das nicht so einfach, denn täglich wurde ich damit konfrontiert. Zumal Facebook voll von R. ist (unabhängig vom Blocken), aber es kamen immer wieder diese Fragen von Leuten, die ich gar nicht kannte, die scheinbar meinen Blog vermissten, was denn damit los sei usw. Am Anfang bezog meine "Pressesprecherin" Kristin im wichtigsten Twitterumfeld dazu Stellung ;D Denn nicht mal dort wollte ich mich blicken lassen.
Es war mir von Anfang an klar, dass meine Passwörter usw. nicht von allein auf mich wiederzukommen würden, dass ich mich demzufolge dem ganzen Drama nochmal stellen müsse, um endlich wiederzubekommen was mir zusteht. Ich hatte Angst vor meinen Reaktionen, Reaktionen auf ihn und generell wie ich mit ihnen umgehen würde. Ich konnte das Gefühl nicht einordnen, kann ich bis heute nicht. Ich habe sowas noch nie zuvor erlebt...
Aber letzten Samstag, als ich das erste Mal deswegen richtig weinte, wusste ich, dass ich definitiv persönlich hinmüsse, denn sonst würde ich "meine Sachen" nie wieder bekommen.
Mein Vater kam als emotionale Stütze und Schutz mit und ich glaubte eigentlich gar nicht daran, aber es hat funktioniert. Es war zwar tierisch nervenaufreibend und danach war ich auch komplett fertig, aber als ich am Rechner saß und meinen Blog wieder zum Laufen bekam, war ich einfach nur endlos erleichtert (sogar ein kleines Tränchen kullerte).
(Kurze Klarstellung: Ich will garantiert nicht meinen Blog so darstellen, als wäre er mir am allerwichtigsten auf der Welt und wichtiger als bestimmte Menschen. Aber in diesem Fall ist es schon so. R. zerstört mein Leben und nimmt mir noch das letzte Fünkchen zum Atmen, an dem ich mich festhalten könnte. R. bedeutet mir nichts mehr, selbstverständlich ist mir mein Blog in dem Fall 1000x wichtiger, als dieser verlogene Mensch, der mir drei Jahre kostbarste Lebenszeit gestohlen hat.)
Mittlerweile geht es mir wieder etwas besser. Ich esse wieder und ich kann wieder schlafen. Dennoch habe ich einen merkwürdigen (körperlichen?) Knacks davon getragen. Ich kann mich extrem schlecht konzentrieren seit dem und ich vergesse permanent Dinge, die mir erzählt wurden. So sehr, dass es schon nicht mehr der Norm entspricht. Ich mache mir diesbzgl. wirklich Sorgen und frage mich, ob es normal ist, denn von solchen Beeinträchtigungen nach entsprechenden Erlebnissen habe ich bisher noch nicht gehört. Ich möchte aber sowieso mit jemanden reden, der sich damit auskennt ;) Denn wie gesagt, ich reagiere in vielerlei Hinsicht so extrem anders, sodass ich mich selbst kaum wiedererkenne und ich möchte nicht irgendwann völlig am Rad drehen, wegen irgendeinem Menschen, der es nie wert war.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Kristin und Janine bedanken, die ich erst durch meinen Blog damals (Juni'10) kennengelernt habe, aber die sich mittlerweile zu zwei sehr, sehr bedeutungsvollen Personen für mich und mein Leben entwickelt haben. Besonders durch diese schwere Zeit sind sie mir noch extremer ans Herz gewachsen, denn es ist unglaublich wieviel sie mir gegeben haben in den Momenten, in denen alles hoffnungslos schien. Ich kann mit ganzem Herzen sagen, dass ich euch liebe und dass ich ohne euch wahrscheinlich ganz woanders stünde.
Natürlich möchte ich andere nicht ungenannt lassen, wie meine Beste und auch Jojo, aber nicht zuletzt auch N. ;) Danke.
Jetzt habe ich wirklich mehr erzählt, als ich eigentlich wollte, und auch mehr von mir preisgegeben, aber ich belasse das jetzt mal so und hoffe, dass ihr mit dem Quäntchen Seelenunheil von mir behutsam umgeht.
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